2. DIPLOMA THESIS
diploma thesis… oder, Diplomarbeit mit meiner “Freundin”
by admin on Okt.30, 2009, under 2. DIPLOMA THESIS
… 1987!
Zufällig las ich in einer Computerzeitschrift über einen Computer mit dem Namen Amiga (span. = Freundin). Das Grafik und Video Wunder. Ursprünglich als Spielekonsole entwickelt und gedacht hatte der Amiga schon 1983 als Modell 1000 einen sagenhaften Verkaufserfolg. 1986 kam dann der erste erweiterbare Amiga 2000 auf den Markt. Glückliche Umstände erlaubten es mir einen solchen Computer zu erwerben. In der Grundausstattung hatte der Rechner 1 MByte Arbeitsspeicher und keine Festplatte. Zum Starten brauchte man eine Startdiskette die das Betriebssystem beinhaltete. Der Standardmonitor, ein 1084, hatte 14 Zoll Bildschirmdiagonale (Ich schaue übrigens heute noch Fernsehen darauf). Sensationell war die Anzahl der gleichzeitig darstellbaren Farben. Im sogenannten “HAM-Modus” konnte der Amiga von Beginn an 4096 Farben darstellen. Ein PC zu dieser Zeit schaffte mal gerade 256 Farben.
Meine Diplomarbeit war eigentlich im Entwurf (nennen wir es die Königsdisziplin der Architekten) angesiedelt. Ich hatte mir allerdings in den Kopf gesetzt diese Arbeit ausschließlich mit einem Computer zu realisieren und nicht wie herkömmlich in Form von Zeichnungen.
Eine der ersten Software Anwendungen mir der ich die ersten Schritte im Bereich der Computergrafik machte nannte sich “Deluxepaint” und war ein reines Malprogramm. Dann entdeckte ich die dritte Dimension mit dem Programm Sculpt 3D der US amerikanischen Firma Byte by Byte, das es später dann auch für den Apple Macintosh gab.
Ein hervorragend einfach zu bedienendes Programm mit schöner und ebenso einfacher intuitiver Benutzeroberfläche. Nach ein paar Tagen Einarbeitungszeit konnte man schnell alle möglichen dreidimensionalen Objekte erstellen. Jedes Objekt wurde aus Dreiecken aufgebaut. Eine Kugel zum Beispiel hatte dann eben n-Ecken um möglichst rund zu erscheinen. Allerdings war die Software nur in der Lage Farben und Materialeigenschaften zu berechnen und darzustellen – also kein Texturemapping. Mittels Keyframes war es aber möglich die erstellten Objekte oder das Licht und die Kamera zu bewegen und diese Animation berechnen zu lassen. Am Ende einer solchen Berechnugsphase erhielt man eine Datei die dann im Arbeitspeicher in Echtzeit abgespielt werden konnte. Dabei war darauf zu achten, daß diese Datei niemals größer als der zur Verfügung stehende Arbeitspeicher war, ansonsten war die Mühe umsonst und man war nicht in Lage das Ergebnis anzuschauen.
Das Thema der Diplomarbeit war der Entwurf eines lokalen Rundfunkgebäudes mit anschließender Darstellung durch Computeranimation.
Mein Interesse am Film war zum damaligen Zeitpunkt bereits sehr ausgeprägt und ich stellte mir vor, als Filmarchitekt arbeiten zu können. Aus diesem Grund schrieb ich 70 Film- und Fernsehsender in Deutschland und Luxemburg an und bat um eine Aufgabenstellung außer Konkurrenz. Letztendlich verhandelte ich dann mit den Bavaria Studios in München, dem Hessischen und dem Bayerischen Rundfunk. Aber leider zerschlugen sich alle Gespräche und ich kann mich nicht mehr so recht erinnern warum, aber daraus wurde nichts. Ich landete dann aber bei einem eingetragenen Verein in Aachen, der sich zum Ziel gesetzt hatte, einen privaten Rundfunksender zu betreiben. Es war gerade auch der Zeitpunkt als die Landesrundfunkgesetze novelliert wurden und sich die ersten privaten Rundfunk- und Fernsehanstalten formierten und ihren Sendebetrieb aufgenommen hatten.
Vom Vorsitzenden dieses Vereins bekam ich dann die Aufgabenstellung bzw. wir erstellten das Pflichtenheft über die Art und Anzahl der Räume, deren Größe usw. Daraufhin begann die eigentliche Entwurfsarbeit. Die erforderlichen Räume mußten in einer Kubatur untergebracht werden die den Ansprüchen einer zeitgerechten Architektur entspricht.
Als das Gebäude entworfen war ging ich daran diese Kubatur in dem 3D Programm zu editieren. Hierbei stieß ich schon im ersten Anlauf an die physikalischen Grenzen des Amiga in Form von zu wenig Arbeitsspeicher und zu wenig Rechenleistung. Eine Aufrüstung war notwendig. Eine zusätzliche Prozessorkarte die den Standard 68000 Prozessor von Motorola ersetzte und zusätzlicher Arbeitsspeicher mußte her.
Ich erwarb eine 68020 Prozessorkarte mit sage und schreibe 4 MByte Arbeitsspeicher. So aufgerüstet war ein flüssigeres Arbeiten und Berechnen der Bilder möglich. Für eine Animation über mehrere hundert Bilder rechnete der Computer aber immerhin noch mehrere Tage.
Die fertige Arbeit wurde dann von mir vor einen kleinen Gremium von drei Professoren präsentiert. Es war keine Arbeit im konvetionellen Sinn, wie sie Diplomkandidaten der Architetkur abliefern – also gezeichnete Pläne. Von mir gab es lediglich ein Videoband im Fomat Video8 auf dem ich die gesamte Erstellung dokumentiert hatte. Diese experimentelle Diplomarbeit hatte mich denn auch einige Monate beschäftigt, aber die Mühe hatte sich gelohnt.